Übungen, um Bewusstheit zu entwickeln
1. Meditation: den Atem beobachten, auf Atempausen achten.
2. „Alles zu seiner Zeit“-Übung: die Aufmerksamkeit ist bei dem was ich gerade tue; was vorher geschah ist vorbei, was später kommt ist noch nicht dran und muss auch noch nicht bedacht werden.
3. Überkreuz-Bewegen: Übung zur Förderung des Zusammenarbeitens der rechten und linken Gehirnhälften, bei der im Stand abwechselnd das rechte Knie und der linke Ellenbogen sowie das linke Knie und der rechte Ellenbogen aufeinander zu bewegt werden. Die Anzahl der Wiederholungen ist abhängig von Standsicherheit, Kondition und Ausdauer, welche sich allesamt bei regelmäßigem Üben entwickeln sollten. Wer unsicher ist, übt im Sitzen.
4. Auf-der-Stelle-Gehen: Zu Beginn der Übung nimmt man einen aufrechten Stand ein, beide Füße stehen nebeneinander, der Blick ist nach vorn gerichtet, die Arme hängen locker neben dem Körper. Die Aufmerksamkeit nimmt die Atmung wahr und Sie stimmen sich auf eine gelassene, offene Grundhaltung ein.
Der rechte Fuß steht, der linke Fuß geht aus dem Stand jeweils einen Schritt nach vorn und einen Schritt zurück, wobei beim Rückwärts-Schritt der linke Fuß nicht neben dem rechten abgestellt wird sondern hinter ihm. So geht die Schrittfolge immer hin und her, der stehende rechte Fuß übernimmt nach und nach eine Abrollbewegung, bei der sich abwechselnd Vorfuß und Ferse leicht heben und senken. Geht der linke Fuß vor, löst sich rechts die Ferse leicht vom Boden; geht der linke Fuß zurück, löst sich rechts der Vorfuß leicht vom Boden. Beides zusammen ergibt ein Abrollen über die Fußsohle.
Die Aufmerksamkeit ist dabei abwechselnd unter der rechten und der linken Fußsohle und beobachtet rechts das Abrollen und das Gleichgewicht, sowie beim linken Bein den jeweiligen Schritt nach vorn bzw. zurück. Nach einigen Minuten des Übens wird gewechselt, so dass der linke Fuß steht und der rechte geht. Es kann hilfreich sein für einen gleichmäßigen Ablauf die Schritte innerlich mit zu zählen, eins und zwei und eins und zwei und eins....
Die Übung bringt Gleichmaß, Ruhe, gesammelte Aufmerksamkeit, sie trainiert das Gleichgewicht und kann beliebig weiter entwickelt werden. Nachdem dieser Ablauf über einen längeren Zeitraum von Wochen oder Monaten immer wieder geübt und verinnerlicht wurde, eröffnet sich manchmal ganz überraschend ein Zustand, man könnte sagen ein Raum, der inneren Sammlung und Ruhe. Ein Zustand des Friedens, der vermitteln möchte, dass es eigentlich nichts weiter braucht als dieses Hin und Her und Hin und Her... Das ist der Zustand der Bewusstheit, bei dem keine störenden Gedanken mehr auftauchen und mit dem wir ganz klar und gesammelt bei uns selbst sind.
5. Das Gehen: Aus der Übung 4 entwickelt sich das Gehen. Die Schrittfolge ist geprägt von Achtsamkeit, jeder Schritt bekommt die volle Aufmerksamkeit und wird bedächtig ausgeführt. Nachdem die Übung Nr.4 die Grundlage für ein sicheres Gleichgewichtsempfinden und ein gemäßigtes Tempo gelegt hat wird das Gehen nun als ein besonderer Genuss empfunden. Es wird zu einer Einheit, bei der nicht mehr die einzelnen Anteile des Ablaufes im Vordergrund stehen und beobachtet werden sondern eine in sich stimmige Bewegung des Gehens.
Ein Gefühl, was die chinesische Malerin Frau Guo Lin mit den Worten beschrieb:
Das Leben ist unter deinen Füßen.