Hinweise zum Praktizieren von Feldenkrais


Um bei den Lektionen Bewusstheit durch Bewegung zu einem guten Ergebnis zu gelangen, ist es wichtig sich ein paar der Grundlagen, auf denen die Methode aufgebaut wurde, zu merken bzw. sie sich von Zeit zu Zeit wieder in Erinnerung zu rufen.

Überprüfe während der Stunde bei dir selbst bitte immer wieder das Tempo, mit dem du die Bewegungen ausführst. Das Tempo sollte so optimal sein, dass du möglichst viel, also auch Kleinigkeiten, welche dir sonst bei zügigem Bewegen nicht auffallen würden, bemerken und beobachten kannst. Vergiss also den Schulsport oder die Aerobic-Stunde und übe dich in der Entdeckung der Langsamkeit. Mach dir bewusst, dass es beim Feldenkrais unter anderem darum geht Bekanntes neu zu entdecken, Bewegungen unter einem anderen Blickwinkel zu betrachten und auf diese Weise zu einem viel umfassenderen Bild von dir und deinen Möglichkeiten zu gelangen.

Weiterhin mache dir möglichst oft bewusst, dass diese Stunde dir gehört; gestalte die Bewegungen während der Lektion also nach deinen Wünschen und sieh die Hinweise von meiner Seite eher als ein Angebot an. Und bitte: wenn du mit einer Bewegung Schwierigkeiten hast, dann versuche immer sie abzuwandeln bzw. wenn Schmerzen auftreten, vermeide diese. Die Methode kann nur gut wirken und wohltuend sein, wenn die Rückmeldungen aus dem Körper beim Gehirn einen positiven Eindruck hinterlassen. Deshalb auch die Pausen, die ich zwischen den einzelnen Abschnitten der Lektion ansage. Sie dienen allein dem Zweck, dem Gehirn ausreichend Zeit zum Verarbeiten der Informationen aus dem Körper zu geben. Sollte ein Bewegungsablauf während der Stunde dir zu lang erscheinen, dann höre mit der Bewegung auf, auch wenn ich noch keine Pause angesagt habe. Auch das gehört zum guten Umgang mit sich selbst: nicht durchhalten zu müssen, sondern ein Gefühl dafür zu entwickeln, wann es Zeit FÜR DICH ist eine Pause zu machen.

Die Atmung zu beachten, und auszuprobieren, wie du ein harmonisches Zusammenspiel von Atmung und Bewegung entwickeln kannst, gehört zu den Übungen, aus denen du am deutlichsten einen spürbaren Nutzen ziehen kannst. Auch wenn es anfangs immer wieder im Alltagsgeschehen untergehen wird - irgendwann kommt der Moment, in dem dir eher zufällig auffällt, dass du beginnst den Atem bewusst einzusetzen, um dir bestimmte Tätigkeiten oder Bewegungen zu erleichtern. Das ist dann solch eine Situation, die dir zeigt, dass dein Gehirn etwas gelernt hat. Da alle Übungen, mit denen wir uns beim Feldenkrais beschäftigen, auf der unbewussten Ebene des Gehirns (dort, wo auch die Reflexe, die wir ja auch nicht bewusst steuern können, angesiedelt sind) ankommen, kommt auch von dort die Veränderung. Wir müssen die Informationen nur wiederholt, deutlich und in einer von Aufmerksamkeit geprägten Atmosphäre geben, um das gewünschte Ergebnis zu erhalten.

Feldenkrais ist keine Entspannungsmethode. Auch wenn die Stunden sich entspannend auf dein System auswirken können ist das nur ein Nebeneffekt. Deshalb achte bitte darauf, dass du die Entspannung für dich nicht zum Ziel der Stunde machst sondern dich vorrangig der Schulung deiner Aufmerksamkeit widmest. Versuche immer wieder deine abschweifenden Gedanken zurück zu holen und deine gesammelte Aufmerksamkeit auf die Bewegungen deines Körpers zu lenken. So werden dir Zusammenhänge bewusst werden, welche einen wichtigen Beitrag dazu leisten, dass du dich mit dir und deinen Bewegungen im Reinen fühlen kannst. Dass in einem solchen bewussten und harmonischen Zustand Beschwerden in den Hintergrund treten oder verschwinden, kannst du dir sicher gut vorstellen. Überzeuge dich davon, dass es funktioniert. Mach dir immer wieder bewusst, dass dein Gehirn die leichten Bewegungen, welche frei von Widerständen innerhalb des Spieler/Gegenspieler-Systems ablaufen, denen, welche mit Widerständen belastet sind und die du als schwer empfindest, vorzieht. Man könnte also leichthin sagen, dass dein Gehirn nur darauf wartet, von dir die nötigen Informationen zu bekommen, die es benötigt, um das System der Spannungsverhältnisse im Körper zu korrigieren. Also, wenn möglich: vor den Stunden bewusst einen Strich unter die bisherigen Erlebnisse des Tages machen und dann mit der Aufmerksamkeit bei dir und deinen Bewegungen bleiben.

Manchen Teilnehmer/innen passiert es häufiger, dass sie während der Lektionen beginnen zu frieren, gerade dann, wenn die Bewegungen nur einen kleinen Bereich des Körpers betreffen. Das kann zum Teil mit der Außentemperatur zu tun haben, die unterschiedlich empfunden wird, aber auch mit dem Umschalten des Sympathikus- Nervensystems auf den Parasympathikus, welcher in entspannten Situationen die Oberhand gewinnt. Bring dir also vorsichtshalber immer etwas zum Drüberziehen mit, falls es kühl wird.

Auch wenn es am Ende der Stunde die Aufforderung gibt, dir bewusst zu machen, welche Bereiche des Körpers du im weitesten Sinne anders wahrnimmst, möchte ich hier noch einmal die Wichtigkeit dieses bewussten Abschlusses betonen. Wenn ich mir, ganz gleich auf welchem Gebiet, eine Veränderung des bisherigen Zustandes wünsche, gehört es neben der bewussten Entscheidung dafür außerdem dazu, dass ich am Thema dranbleibe. Nur so werde ich die kleinen Hinweise meiner Umwelt wahrnehmen und beachten können, welche mit Sicherheit kommen, wenn man sich bewusst für eine Veränderung entscheidet. Und ich brauche den Vergleich: was verändert sich nach und nach und wie empfand ich die Situation noch vor ein paar Wochen oder länger? Auf eine Feldenkrais- Stunde bezogen heißt es ebenso vergleichen: wie empfandst du deinen gesamten Körper vor einer Stunde und wie ist es jetzt; welche Bereiche treten nun vielleicht deutlicher ins Bewusstsein. Und warum ist das so? Handelt es sich um einen Bereich, welcher dir im Alltag kaum bewusst ist? Fühlt sich das vielleicht im Moment ein wenig ungewohnt, insgesamt aber doch gut an? Oder ist das Gegenteil der Fall: tritt dieser Bereich deines Körpers unangenehm deutlich in den Vordergrund, um zu zeigen, dass du ihn überlastet hast. Finde es heraus und mach es dir bewusst. Denk auch daran, dass Bewegungsmuster und Verhaltensmuster eng mit einander in Bezug stehen und überprüfe eventuelle Beschwerden dahingehend. Dranbleiben ist die Lösung.

Und zu guter Letzt noch ein Rat, der gern immer wieder vergessen wird - deshalb hier noch einmal schriftlich: wenn du dir 2 Tage nach der Stunde noch einmal Zeit nimmst um die Abschnitte der Lektion zu wiederholen, welche dir im Gedächtnis geblieben sind, dann behältst du sie besser und es verbessert auch die Wirkung.

Ich wünsche dir viele nützliche Erfahrungen mit der Methode Feldenkrais.